Trauriges Fazit am 2. Jahrestag des Großbrandes in Alt Tellin am 30.03.2021
Vor zwei Jahren stand in Alt Tellin eine Schweinezuchtanlage mit einem Bestand von mehr als 60.000 Sauen und Ferkel innerhalb weniger Minuten in Brand – lediglich 1.300 Schweine entkamen dem qualvollen Feuertod. Ein in der Anzahl der verbrannten Tiere nie dagewesenes Szenario, das sich in Deutschland jedoch weiterhin tagtäglich nicht nur in Altanlagen, sondern auch in neugebauten Ställen wiederholt.
Aus den uns aus öffentlichen Medien bekannten Brandereignissen in Tierhaltunganlagen gab es 2022 insgesamt 106 Brandereignisse und im Jahr 2023 bereits 16 Brandereignisse. Hierbei wurde rund 30.000 Tiere getötet/verletzt und 49 Menschen getötet und verletzt. Nicht aus allen Berichterstattungen geht hervor ob es sich bei diesem Ereignis um eine Stallanlage handelt und ob Tiere oder Menschen verletzt worden sind, so dass die uns bekannten Zahlen sicherlich höher liegen.
Für 2022 wurden in Niedersachsen in der Landwirtschaft in den öffentlichen Medien von insgesamt 503 Brandereignissen berichtet. Hierbei ist, neben den o. g. getöteten/verletzten Tieren und Menschen ein Gesamtschaden von 44.771.910,- € entstanden und es waren 16.499 Einsatzkräfte gefordert. In 2023 sind bereits insgesamt 66 Brandereignisse bekannt geworden (Stand 27.03.2023). Neben 3.311 getöteten/verletzten Tieren und 10 getöteten/verletzten Menschen ist hier bereits ein Gesamtschaden von 11.401.000,-€ entstanden und es mussten 2.718 Einsatzkräfte angefordert werden. Die Kosten für die Einsatzkräfte nebst eingesetzten Gerätschaften sind in diesen Schäden nicht enthalten.
„Die Niedersächsische Bauordnung macht bezüglich des Rettungsanspruches keinen Unterschied zwischen den Menschen und den Tieren“, so Dieter Ruhnke, Vorsitzender des Landestierschutzverbandes Niedersachsen e.V. „Die Rettung der Tiere im Brandfall muss genauso effektiv organisiert werden wie die von Menschen.“
Ruhnke weiter:“ Es ist begrüßenswert, dass sich die Niedersächsische Landesregierung in ihrem Koalitionsvertrag zum Ziel gesetzt hat, eine zentrale Statistik zu Stallbränden und deren Ursachen und Auswirkungen einzuführen. Wir sind aber im Rahmen unserer Beteiligungsrechte bei der Mitwirkung in Baugenehmigungsverfahren zu Tierhaltungsanlagen zu der Erkenntnis gelangt, dass in Niedersachsen viele Lücken in den rechtlichen Vorgaben zum vorbeugenden und abwehrenden Brandschutz sowie zur Tierrettung im Brandfall bestehen“.
Der Landestierschutzverband Niedersachsen fordert zum Schutz der Tiere und zur Vermeidung von Stallbränden eine umgehende Anpassung und einheitliche Umsetzung des niedersächsischen Baurechts für den vorbeugenden und abwehrenden Brandschutz.
Im Rahmen von Neu-, Um- und Erweiterungsbauten sind ausnahmslos Brandschutzkonzepte einzufordern. Diese sind inhaltlich landeseinheitlich verbindlich festzulegen und regelmäßig zu evaluieren. Besonderes Augenmerk ist dabei auf die Organisation der Tierrettung im Brandfall zu legen. Auf diese Weise könnte zukünftig das Risiko von Bränden in Tierhaltungsanlagen mit dem dabei entstehenden unfassbaren Leid zigtausender Tiere und damit auch die durch einen Brand entstehenden existenzbedrohenden wirtschaftlichen Schäden für den Tierhalter minimiert werden.
Der Landestierschutzverband Niedersachsen e.V. ist die größte Tierschutzorganisation in Niedersachsen und vertritt die Interessen von84 Mitgliedsvereinen, in denen über 24.500 Tierschützer*Innen organisiert sind.Kontakt zu unserer Pressestelle unter: Info@tierschutzniedersachsen.de