Tier- und Menschenschutz in Schlachthöfen sicherstellen

In einem weiteren Schlachthof wurde ein massiver Ausbruch von Coronavirus-Infektionen festgestellt. Diesmal ist Niedersachsen betroffen. Bereits 2003 wurde die illegale Beschäftigung von ausländischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in niedersächsischen Schlachthöfen festgestellt und politisch aufgearbeitet.

Seit 2013 hat die niedersächsische Landesregierung Gespräche mit den Vertretern der Fleischbranche zur Verbesserung der Arbeits- und Lebensbedingungen geführt. Im Ergebnis wurden von der Fleischwirtschaft zwei Selbstverpflichtungen vorgelegt. Ein Verhaltenscodex und eine Verpflichtung für attraktive Arbeitsbedingungen.

Das Ergebnis der freiwilligen Selbstkontrolle der Fleischbranche zeigt sich nun während der Coronaviruspandemie ungeschönt in ganzer Breite. Hunderte von Beschäftigten haben sich mit Sars-Cov-2 angesteckt.

Dazu Dieter Ruhnke, Vorsitzender des Landestierschutzverbandes: “Die Fleischindustrie behandelt im großen Stil Arbeitsmigranten wie Maschinen, die man bei externen Dienstleistern anmietet, benutzt und nach Verschleiß austauscht. Mit Ausnahme weniger weigern sich die Unternehmen, Verantwortung für die Arbeits- und Lebensbedingungen der eingesetzten Arbeitskräfte zu übernehmen.“

Ruhnke weiter: „Diese Umstände fördern die Verrohung der Beschäftigten mit denen respektlos und menschenunwürdig umgegangen wird. Die Schlachthofskandale der letzten Jahre in Niedersachsen haben gezeigt, dass die betroffenen Tiere darunter leiden müssen.  Der Umgang mit lebenden Tieren ist eine sehr anspruchsvolle Aufgabe, der aber durch die frustrierenden Arbeitsbedingungen konterkariert wird.“

Man lässt die Unternehmen bisher gewähren und die freiwilligen Selbstkontrollen gehen auf Kosten des Tierschutzes, aber auch auf Kosten der Gesundheit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Darüber hinaus geht es auch auf (Sozial-) Kosten der Allgemeinheit, die dadurch auch weitere Einschränkungen durch Maßnahmen der Behörden zur Einschränkung der Coronaviruspandemie hinnehmen müssen.

„Die Arbeitsbedingungen in der Fleischindustrie sind seit Jahren bekannt. Ein Umdenken ist jetzt dringend geboten. Fleisch zu essen ist nicht systemrelevant“, so Ruhnke.