Tierschützer prangern die Abfertigung von Rindertransporten in Drittländer an

Rund 250 Demonstranten haben trotz des langen Maiwochenendes gegen die Praxis, lebende trächtige Hochleistungskühe nach z. B. Afrika zu transportieren, lautstark protestiert.

Mit Tierliebe und der aus Sicht der Tierzüchter wahrgenommenen Verantwortung für die Tiere hat das nichts zu tun. Dieser Tierhandel wird von Geldgier getrieben und schließt die bewußte – und damit vorsätzliche – Tierquälerei ein. Dabei ist es auch völlig egal, ob Holstein-, Fleckvieh- bzw. Braunviehtiere oder Fleischrinder diese Strapazen durchlaufen müssen. Diese Transporte sind ohne Zugeständnisse abzulehnen!

Und wer glaubt, dass dadurch die Milcherzeugung in Nordafrika aufgebaut wird, lügt sich selbst und die Gesellschaft an! Seit mehr als 40 Jahren werden jährlich tausende hochtragende Holsteinrinder nach Marokko exportiert – ohne das nachweislich nennenswerte Veränderung vor Ort zu beziffern sind. Dieser seitens von Züchtern und Transporteueren immer wieder angeführten Rechtfertigungsgrund existiert schlichtweg nicht. Eine tierärztliche Versorgung, der Landhandel, die Milchkontrolle, die Zuchtorganisationen, Berater, Forschungsanstalten, Datenerfassung und –auswertung gibt es in den Drittländern nicht. Erst ein solch perfides System, wie wir es in Deutschland haben, ermöglicht es ja erst, die Kühe bis zum bitteren Ende auszubeuten.

Es geht also nur darum, den einheimischen Tierüberschuss bestmöglichst zu vermarkten und gleichzeitig den deutschen Rindfleischmarkt zu entlasten.

Hohe Hitzeempfindlichkeit, Krankheiten, hohe Sterblichkeitsraten und geringe Fruchtbarkeit verhindern eine Nachzucht – und das weiß jeder-, so dass diese gequälten Kreaturen letztendlich vor Ort auf bestialische Art niedergemetzelt werden.

Doch das interessiert die deutschen Zuchtorganisationen und Viehexporteuren nicht mehr, da sie ihr Geld bereits im ‚Sack haben‘ bevor die hochtragenden Tiere erstmalig in Nordafrika abkalben – der Folgetransport wird schon organisiert.

Die Amtstierärzte des Landkreises Aurich vergessen hierbei, dass die Berufsordnung der Tierärzte und der Amtseid auf die demokratische Grundordnung mit seinen Rechtsvorschriften keine Beihilfe zur Tierquälerei vorsieht. Der die Verwaltung auf Anwendung der Rechtsvorschriften zu kontrollierende Kreistag deckelt durch die Mehrheit der Befürworter dieses Vorgehen.

Während die Benachteiligung, Erniedrigung und Entwürdigung von Menschen von der Gesellschaft überwiegend geächtet ist, wird die Benachteiligung und Erniedrigung von anderen Lebewesen, die durch das menschliche rücksichtslose Verhalten leiden und getötet werden, hingenommen.

Dieses Denken und Handeln ist fest im alltäglichen Verwaltungshandeln der Veterinärbehörde des Landkreises Aurich konditioniert und hat, unter Beteiligung der Politik und industriellen Tierhaltung, dazu geführt, dass die Bedürfnisse anderer Lebewesen ignoriert und die wirtschaftlichen Interessen Einzelner höher bewerten werden. Hiermit kann man natürlich sein eigenes rücksichtloses Verhalten gegenüber anderen Lebewesen, auch deren Tötung, insbesondere sich selbst gegenüber rechtfertigen.

Aber es gilt auch, sich an die eigene Nase zu fassen: jedes Produkt, das wir kaufen und Milch in den unterschiedlichsten Verarbeitungsformen enthält, trägt dazu bei, dieses pervertierte und der organisierten Kriminalität nahekommende System zu stützen.

Berichterstattung der Ostfrisieschen Nachrichten vom 29.04.2023