Ministerpräsident Stefan Weil will das gesetzliche Ende der betäubungslosen Ferkelkastration hinauszögern. Der Landestierschutzverband Niedersachsen fordert, dass das beschlossene Verbot zum 1.1.2019 unbedingt bestehen bleibt. Die 2013 vorgenommene Änderung des Tierschutzgesetzes zur Beendigung der betäubungslosen chirurgischen Kastration männlicher Ferkel stellt einen wichtigen Schritt zu mehr Tierschutz in der Schweinehaltung dar.
„Fünf Jahre hatten Stefan Weil und die schweinehaltende und -vermarktende Branche Zeit, sich auf das Verbot einzustellen. Sich nun darauf zu berufen, die Zeit für Umstellungen sei zu knapp gewesen und man sei technisch noch nicht so weit, die bekannten Alternativen umzusetzen, weil derzeit laufenden Studien noch auszuwerten sind, ist schlichtweg absurd,“ so Dieter Ruhnke vom Landestierschutzverband Niedersachsen.
Die geforderte Fristverlängerung stellt eine Fortsetzung der Tierquälerei mit Beihilfe des Ministerpräsidenten dar. Eigentlich propagiert Weil immer wieder, dass man das Vertrauen der Wähler zurückgewinnen muss. „Wie soll Vertrauen in den Gesetzgeber mit seinen handelnden Personen aufgebaut werden, wenn sogar bereits getroffene gesetzliche Entscheidungen übergangen werden, wenn sie einem nicht gefallen“, so Ruhnke. „Statt die Tierhaltung in Niedersachsen einmal positiv zu entwickeln, wird an der Produktion von Billigfleisch festgehalten.“
Drei bereits in der Praxis bewährte Alternativmethoden zur betäubungslosen Kastration haben sich herauskristallisiert: die Mast von unkastrierten Ebern, die Impfung gegen Ebergeruch (Immunokastration) und die chirurgische Kastration unter Vollnarkose und mit Schmerzmedikation. „Auf diese drei Methoden hätte sich die Branche vorbereiten können. Stattdessen will man vorsätzlich die Tierquälerei auch mit Unterstützung von Herrn Weil weiterführen und einfach auf Zeit spielen“, so Ruhnke.