Der Landestierschutzverband Niedersachsen e.V. ist besorgt um den Tier- und Artenschutz in Niedersachsen.
Immer wieder werden Wölfe zum Schnellabschuss freigegeben – wie jetzt auch durch den Landkreis Aurich. Aufmerksam Beobachtende dürfen sich fragen, wann die intensiven Bemühungen von Politik, Verwaltung und Akteuren der verschiedenen Interessengruppen endlich zur Akzeptanz des – immer noch streng geschützten – Wolfes führen. Offensichtlich trägt der auf eine sachliche Auseinandersetzung gerichtete Austausch im „Dialogforum Wolf“ sowie die Erhöhung der bereitgestellten Gelder für Prämien, Billigkeitsleistungen und vor allem Herdenschutzmaßnahmen immer noch keine Früchte. Stattdessen wird die Tötung von Tieren stets als primäre Lösung in Betracht gezogen.
Im aktuellen Fall kommt hinzu, dass das OVG Niedersachsen in seinem wegweisenden Beschluss vom 06.05.2024 ausdrücklich auf den Elterntierschutz verwiesen hat, der nicht nur für die Fähe, sondern auch den Vater der Welpen gilt. Gespannt sein dürfen wir auf die Begründung des für den Abschuss erforderlichen „ernsten wirtschaftlichen Schaden“ sowie die Darlegung der ergriffenen Herdenschutzmaßnahmen.
Grundsätzlich verhalten sich Wölfe in Deutschland in ihrer überwiegenden Mehrheit unauffällig. Sie füllen eine Lücke im Nahrungskreislauf des Ökosystems, schützen den Wald vor zu viel Schalenwild und verhindern Seuchen, mit denen die Natur sonst in regelmäßigen Abständen überhegte Wildbestände regulieren muss.
So berichtete die „Hannoversche Allgemeine Zeitung“, dass 2022 deutschlandweit rund 53,2 Mio Säugetiere getötet wurden; davon
– rd. 4.300 durch den Wolf
– rd. 3.000.000 im Straßenverkehr
– rd. 51.200.000 in Schlachthäusern; davon laut BMEL-Statistik 934.923 Lämmer und Schafe
Nutztierrisse durch den Wolf sind – trotz ihrer öffentlichen Wirksamkeit – die große Ausnahme. Natürlich ist das Leid der durch Wölfe angegriffenen Nutztiere immens, aber in der Regel durch Herdenschutz vermeidbar. Durch die Tötung von Wölfen wird sich die Situation der Weidetierhalter nicht verändern. Sie sind weiterhin nach den Rechtsvorschriften der Tierschutznutztierhaltungsverordnung verpflichtet, ihre Tiere gegenüber Beutegreifern zu schützen. Die gesellschaftliche und finanzielle Unterstützung der Tierhalter spielt dabei eine wichtige Rolle und wird vom Landestierschutzverband Niedersachsen e.V. ausdrücklich unterstützt.
Wölfe spielen eine wichtige Rolle im Ökosystem und können einen wichtigen Beitrag zum biologische Gleichgewicht leisten. Sie haben ein breites Nahrungsspektrum, das von Aas über Kleinsäuger bis zu großen Huftieren reicht. Diese sind bei Wildtieren vor allem Reh-, Rotwild und Wildschweine.
Die Koexistenz mit dem Wolf ist möglich, wenn man ihn als Wildtier respektiert wie er ist, gefährdete Weidetiere schützt und die positive Funktion und Stabilität des Rudels wertschätzt. Dafür müssen Unsachlichkeit und Hetzte durch proaktive und faktenorientierte Aufklärung ersetzt werden.
Der Landestierschutzverband Niedersachsen e.V. ist die größte Tierschutzorganisation in Niedersachsen und vertritt die Interessen von84 Mitgliedsvereinen, in denen über 24.500 Tierschützer*Innen organisiert sind.
Kontakt zu unserer Pressestelle unter: info@tierschutzniedersachsen.de
Bildnachweis: shutterstock_314952044_Zoonar_Wolfswelpen