Tierschutz ja, aber er darf nichts kosten!

Pressemitteilung
Deutscher Tierschutzbund Landestierschutzverband Niedersachsen e.V.

Landwirtschaftsministerin Otte-Kinast will Ernährung der Weltbevölkerung sicherstellen: Tierschutz ja, aber er darf nichts kosten.

Barbara Otte-Kinast fürchtet, dass aus einer Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) der EU eine gemeinsame Umweltpolitik werde. Aus Sicht der Niedersächsischen Landwirtschaftsministerin endet die Verantwortung der deutschen Landwirte für Klima- und Umweltschutz dort, wo die Aufgabe die Weltbevölkerung zu ernähren, beginnt. So sei auch das Thema Tierwohl für Nutztiere vom internationalen Markt abhängig und deshalb benötigt man einheitliche Vorgaben.

Der Landestierschutzverband sieht diese Aussagen mit Sorge, da unter der Führung von Otte-Kinast so der Tierschutzplan in Niedersachsen zur reinen Nutztierstrategie umfunktioniert wird. Tierschutz ja, aber er darf nichts kosten!

„Weder in der Verfassung findet sich eine Pflicht für die Landwirte zur Welternährung, noch ist dies ein Ziel der GAP. Und aus unserer Sicht ganz wichtig: Ernährungssicherung muss nicht unbedingt eine Versorgung mit tierischen Lebensmitteln darstellen“, so Dieter Ruhnke, Vorsitzender des Landestierschutzverbandes. „Der Intensivtierhaltung und der damit verbundenen Tötung von Tieren für Nahrungsmittelzwecke ist mittlerweile mit der reichlichen Verfügbarkeit alternativer Lebensmittel die Begründung zur Ernährungssicherheit abhandengekommen.“

„Die Fleischproduktion verschlingt die natürlichen Ressourcen wie Wasser und Ackerland, die nicht im Verhältnis zum Nutzen für die Ernährung gegenüber dem Anbau von Feldfrüchten stehen. Fleisch macht Hunger! Fleisch ist ein Luxus“, so Ruhnke weiter, „und dieser Luxus wird den Steuerzahler zukünftig über Strafzahlungen und Umweltschäden viel Geld kosten, das er mit dem billigen Einkauf an der Fleischtheke nicht mehr ausgleichen kann, wenn nicht endlich für dieses Luxusgut der Preis bezahlt wird, der erforderlich ist“.

Deutschland kassierte gerade eine Abmahnung der EU: Zuviel Nitrat im Wasser durch zu viel Gülle aus der Intensivtierhaltung. Nun wollen wir aber die Welt ernähren mit Schweine und Hühnerfleisch. Und die Gülle? Die Umweltschäden? Die resistenten Keime? Die Kosten für Sanierung? Die bleiben hier in Niedersachsen.

Die Tierärztliche Hochschule in Hannover hat erst im letzten Jahr festgestellt, dass unzählige Tiere – auch in niedersächsischen Betrieben – bereits während der Zucht und Mast qualvoll verenden. „Aus unserer Sicht muss die Ministerin erst einmal den aktuellen Tierschutzplan dringend zum Wohle der Tiere verbessern, bevor er auf die EU ausgeweitet werden kann“, erläutert Ruhnke.

Eine Umstellung der Tierhaltung, die sich an den Bedürfnissen der Tiere ausrichtet sowie der Schutz lebenswichtiger Ressourcen wird nicht zum Untergang des Handels und der deutschen Landwirtschaft führen.

Ruhnke appelliert: „Wir wünschen der Ministerin die Weitsicht und den Mut, zum Wohle der Tiere, der Gesellschaft und zum Schutz der natürlichen Grundlagen in der neuen Förderperiode endlich eine gute Landwirtschaftspolitik zu gestalten und keine Interessenspolitik für einzelne Großindustrien, die die Gesellschaft längst in Frage stellt.“